Fertiggerichte versus selber Kochen und die Auswirkungen
Beim Einkaufen sieht man immer die Einkaufskörbe der anderen Kunden und sieht was dort so alles eingekauft wird. Meist ist dort wenig frische (und unverpackte) Ware und viel Verpackungen und Fertigware zu finden. Warum?
Eine selber durchgeführte nicht repräsentative Umfrage unter Freunden, Bekannten und Kolleg:innen, sowie in der Verwandtschaft (über 3 Generationen hinweg) hat ein Bild ergeben, was wir auch in den Medien und vor allem in der Werbung sehen. Die Medien und die Werbung zeigt immer das leichte und eine schnelle Zubereitung, immer verfügbar, viel Spaß und Freizeit, sowie eine moderne „Work-Life-Cock-Balance“). Selber kochen, oder selber Essen zubereiten wird als zeitfressend, mit Arbeit verbunden, ….. umschrieben. Durch Fertignahrung bekommen wir Freizeit geschenkt, die wir sinnvoll nutzen können, wie zum Beispiel Fernsehen, Sport oder Lesen.
Millionen Menschen in Deutschland sitzen Abends vor dem Fernseher und schauen Kochsendungen oder „Promi-Dinner“, aber essen dabei Fertignahrung. Ergibt das Sinn? Wir schauen anderen dabei zu wie Sie kochen, tun es aber selber nicht.
In den USA sehe ich Einkäufe von normalen Menschen auf YouTube, die bestehen aus 4-6 großen Taschen und wenn der Einkauf gezeigt wird, sind nur 2 Gurken, 1 Salatkopf und 1 Melone als normale Nahrungsmittel mit dabei. Der Rest ist zubereitete „Nahrung“. Bei einer 5 köpfigen Familie waren im Wocheneinkauf 22 TK-Pizzen und 12 4-Portionen Schachteln Maccaroni-Cheeese dabei
Als Mensch, der grundsätzlich auch auf sein Gewicht und seine Gesundheit achtet (kein Fanatiker, keine Diabetis, …) möchte ich mich in erster Linie gesund und nicht schädlich ernähren. Schaut man einmal auf auf die Verpackungen, sieht man all die Zutaten, die man beim selber kochen gar nicht verwenden würde. Und dann noch die Verpackungen, dass ist MÜLL, der müsste gar nicht sein, früher ging es auch ohne Verpackungen. Und dann wird die Verpackung neuerdings mit weniger Inhalt gefüllt und zum selben Preis verkauft.
Kleiner Exkurs:
Erinnert Ihr euch noch einer daran, eine Tüte Haribo Colorado (also dieser Mix) hatte um 2018 herum noch 250gr Inhalt und kostete bei 0,99€, heute sind da nur noch 160gr oder 175gr drinnen und der Preis ist auch bei 0,79€. Das ist ein ein kg-Preis von 3,96€/kg (2018) zu 4,51€/kg (2025), das sind 13% Preiserhöhung.
Bei Paprika-Chips kostete die Tüte 2018 noch 1,89€ bei 250gr, heute kostet sie nur 1,29€ bei 150gr (Chio-Chips 7,56€/kg zu 8,60€/kg – +13%) oder bei der REWE Hausmarke Ja! von 250gr und 0,99€ auf 200gr und 1,09€ (3,96€/kg zu 4,95€/kg = +25%).
Eine Verkleinerung des Inhalts (häufig aber nicht der Tüte) um die 30%, wobei man dann wegen der Gesamt benötigten Menge somit MEHR Verpackungsmüll kauft und auch anschließend entsorgen muss.
Aber wir wollen hier über das Essen, nicht die Verpackung reden, auch wenn das heutzutage schon zusammengehört.
Seit dem wir alles bewusster kaufen und IMMER die Rückseite der Verpackung lesen, finde ich vieles was ich selber gar nicht von alleine ins Essen tun würde. Warum ist das so?
Da gibt es mehrere Gründe auf dem Weg der Produktion, dem Transport, dem Verkauf, bis zur Lagerung beim Endkunden.:
- Konservierung – Verlängert die Haltbarkeit bis die Ware bei uns Verbrauchern landet und lagert
- Streckung – Billiger Inhalt für mehr Masse, dass senkt die Produktionskosten und erhöht die Gewinne (der Hersteller)
- Geschmack – Nicht die (teils einfachen) Zutaten machen den Geschmack, das sind die „besonderen Geschmacksstoffe“. Billige Stoffe müssen übertüncht werden.
- …
Hier ein Beispiel für KRAFT Mac&Cheese (USA):
Zutaten: Angereicherte Maccaroni (WEIZENAROMA*, Nicotinsäure, Eisensulfat (Eisen), Thiamin-Mononitrate, Farbstoff E-101*, Folsäure), KÄSESAUCENMISCHUNG (MOLKE, MILCHFETT, MILCHEIWEISSKONZENTRAT, Salz, Säureregulator E-170, Komplexbildner E-451, enthält weniger als 2% von: Säureregulator E-330, Säureregulator E-339, Konservierungsstoff E-270*, MILCH, Farbstoff E-102**, Farbstoff E-110**, Enzyme), KÄSE KULTUREN. *Gentechnisch verändert **Kann Aktivität und Aufmerksamkeit bei Kindern beeinträchtigen.
Da sind die 4 wichtigen Vitamine B, A, S und F alle versammelt. Beschrieben wird es laut Webseite wie folgt:
„Leckere Nudeln verbinden sich hier mit einer sahnigen Käsesoße zu einem wunderbar aromatischen Geschmackserlebnis. Dabei ist die Zubereitung ganz einfach: Nur die Nudeln kochen und die beiliegende Käsemischung anrühren und schon ist die Leckerei fertig!
Mac & Cheese – echtes Comfort Food
Der Begriff kann mit „Nervennahrung“ nur annähernd übersetzt werden. Eigentlich ist es Essen, das nostalgische Gefühle weckt, weil es an sonnige Kindertage erinnert, an leckeres Essen bei Oma und an Zeiten, wo die Welt einfach völlig in Ordnung ist. Natürlich hat jeder sein eigenes Comfort Food, aber Macaroni & Cheese gehört zu den Gerichten, die von fast jedem Amerikaner genannt werden, wenn es um die Frage nach der persönlichen Nervennahrung geht. Und es schmeckt ja auch wirklich gut, dieses Mac & Cheese Gericht. Üppiges Käsearoma, sahnige Soße und Makkaroni, die ja wirklich jeder gerne mag, einfach ein Essen, das das Zeug zum Lieblingsgericht hat!“
Mac & Cheese besteht normalerweise aus in Wasser (mit Salz) gekochten Maccaroni (Hartweizengrieß), etwas Butter, geriebenen Käse (Gouda oder Cheddar), Milch, Zwiebel und etwas Senf, Salz, Pfeffer. Also 5 Zutaten und 3 Gewürzen. Da ist B A S F komplett raus.
Hier ein Beispiel für Dr.O Pizza Margarita:
Zutaten: WEIZENMEHL, 20% GOUDA KÄSE, Wasser, 11% passierte Tomaten, 5,5% Tomatenkonzentrat, Hefe, Salz, Palmfett, Zucker, Olivenöl nativ extra, Säureregulatoren (Calciumphosphate, Calciumcitrate), Backtriebmittel (Natriumhydrogencarbonat), Emulgator (Mono- und Diacetylweinsäureester von Mono- und Diglyceriden von Speisefettsäuren), Oregano, Basilikum, Dextrose, Gewürze.
Da sind 16 Zutaten drinnen und die Hälfte braucht man nicht. Einige sind kritisch zu sehen (Palmfett, Zucker).
Normalerweise nimmt man Mehl, Wasser, Hefe, Salz und Olivenöl macht den Teig und dann kommt da Tomaten-Passata und Käse drauf und am Ende noch ein paar Basilikumblätter. Macht maximal 8 Zutaten und keine zugesetzten Zuckerbestandteile!
Die Zubereitungszeit der Fertigpizza dauert ca. 15 Minuten im Ofen, die Zubereitungszeit der selbstgemachten Pizza dauert ca. 35 Minuten (mit Ofen).
Nimmt man einen Ja!-Fertigpizzateig aus dem Kühlregal (enthält keine Zusatzstoffe) , sind es 20 Minuten und man hat sogar die doppelte Menge Pizza. Die TK-Pizza (415gr) kostet 3,69€, die Selfmade-Pizza (Teig 550gr plus Zutaten) kostet das selbe und ist die doppelte Menge! Man hat also noch eine Pizza für die nächste Mittagspause.
Selber kochen bringt auch Spaß, ich habe das vor ca. 7 Jahre für mich entdeckt und besuche nun sogar schon VHS Kochkurse um mich zu verbessern. Beim kochen kann man entspannen, Streß abbauen und sich am Ende über das Ergebnis freuen.
Der eine kocht „on demand“ mit dem was da ist, der andere plant vorher. Der eine schnippelt direkt in Topf und Pfanne, der andere bereitet jede Zutat in Schalen vor, bevor er beginnt.
Die meisten Fertigprodukte sind hochverarbeitete Lebensmittel (auch „high/ultra processed food“ genannt), dass sind eigentlich gar keine echten Lebensmittel. Der Kinder „Liebling“ die Chicken-Nuggets sind nur Hühnchenfasern mit Eiweiß-Kleber und Panade, da ist kein Hühnchenfiletfleisch drinnen, Fischstäbchen bestehen zu 40% aus Panade, Donuts haben als 2. Bestandteil (also gleich nach Mehl) Fett, … Das kann man endlos so weiter aufzählen.
Schaut beim Kauf auf die Zutatenliste, mehr als 5-6 sind zu viel und meist nicht nötig
Kostenvergleich
Wenn man wirklich mal die Preise der Zutaten zusammenrechnet, dann kostet die selbe Ergebnismenge aus „Selbstgekocht“ meist weniger als die Fertigküche oder man bekommt für den selben Betrag größere Portionen oder kann sich für den selben Betrag gleich große Portionen sogar in Bio leisten.
Selbst die ggf. notwendigen Energiekosten sind da schon berücksichtigt. Auch wenn man, so wie wir, die Zutaten lokal und regional auf dem Markt kauft.
Saisonal und Regional
Auch sollte man beim kochen mit der Jahreszeit gehen, Paprika wachsen hier nicht im März und Grünkohl auch nicht im August. Tomaten sind in Deutschland im Gewächshaus zwischen spätem April und noch bis Ende September erhältlich, danach gibt es nur noch Importware, also nicht lokal oder regional.
Wenn man mit der Jahreszeit geht, dann sind die Lebensmittel wesentlich günstiger. Deswegen kostet 1kg rote Paprika im Sommer unter 3,-€ und im Winter 5,99€ oder mehr. Grüne Gurken kosten im Sommer um die 0,60€, im Winter dann 1,99€.
Wenn gerade Saison ist müssen sie nicht von sonst wo her transportiert werden, das ist gut für die Umwelt. Und wenn man möchte kann man selber einkochen und somit Reserven für die anderen Jahreszeiten anlegen.
Apfelsorten die lizensiert sind (zum Beispiel Pink Lady(R)) werden weltweit angebaut und unterscheiden sich nicht. Aber Apfelernte ist im Herbst, dann sind die Äpfel frisch. Ein Pink Lady Apfel im Frühjahr kommt dann meist aus anderen Weltteilen.
Gesundheit
Wenn man selber kocht, weiß man was man isst.
Bei Fertigprodukten sind viele Angeben enthalten, deren Sinn wir meist nicht (er)kennen.
Und wie sagte Oma schon „Wat der Bur nich kennt, dat fret he nich“ (Was der Junge nicht kennt, dass isst er nicht).
- Zuviel Zucker (auch als als Dextrose oder Honig oder in anderer Form) ist ungesund.
- Zuviel Fett (u.a. Palmfett und andere billige Fette und Öle) ist ungesund.
- Zuviel Salz ist ungesund
- Chemische Zusatzstoffe (also alle diese E-Inhaltsstoffe) sind zwar erlaubt, aber braucht man die wirklich? Weniger ist hier sicherlich besser.
Okö, Bio oder normal? Isst zwar nicht egal, aber alle drei Anbauarten sind gesünder als die verarbeiteten „high processed food“ Lebensmittel.
Zubehör
Zubehör wird stark überschätzt. Was man zum kochen braucht sind 2-3 gute und vor allem scharfe Messer, 2-3 Töpfe und 1-2 Pfannen, Pfannenwender, Kochlöffel, Schneebesen.
Man muss hier nicht das beste und teuerste haben, schaut mal in die einfacheren Küchen südlicher Länder, da tun es Holzlöffel und Alutöpfe auch und es schmeckt dort auch sehr lecker.
Und ein Gewürzregal mit über 20 verschiedenen Gewürzen ist auch nicht notwendig, was man zum Start und in 80% aller Fälle benötigt ist Salz, Pfeffer, Paprikapulver, Oregano, Basilikum. Frische Gewürze sind besser als getrocknete die seit 2-3 Jahren im Regal stehen.
Umwelt
Wenn man bedenkt, dass alles was wir verpackt kaufen (Plastik-)Müll erzeugt, dann ist loses kaufen auf dem Markt oder im Supermarkt die clevere Lösung. Müllvermeidung ist dringend angesagt.
Alle Fertigprodukte brauchen in der Zubereitung/Herstellung, der Verpackung, beim Transport und im Supermarkt Energie.
Alles was gekühlt werden muss braucht mittelfristig bis längerfristig zusätzliche Energie. Auch wenn alle betonen mit Ökostrom zu arbeiten, im Strommix ist immer noch ein fossiler CO2-Anteil von 380gr/kWh (Stand 2023) enthalten.
Wenn unsere TK-Pizza von Dr.O in zB. Ludwigslust hergestellt wird und (mit weiteren 12600 Pizzen in einem 20 Fuß Kühlcontainer) nach Köln gefahren und dort gekauft werden, sind das über 500km Tiefkühl-Transportweg. Das sind ca. 200l Diesel je 2,56kgCO2e, also 530kgCO2e, macht also pro Pizza zusätzlich ~42grCO2e.
Aber da ist natürlich noch mehr Energieaufwand für Verpackungsherstellung, Verpackungsanlieferung, Umverpackung, Palette, Folie, … und Entsorgung selbigem Müll durch den Supermarkt und Endkunden über den gelben Sack, das Altpapier, …
Wenn wir das selber aus lokalen und unverpackten Zutaten kochen würden, wäre das weniger von alledem und etwas besser für die Umwelt.
Fazit
Macht euch Eure eigenen Gedanken hierzu und kommt zu einer guten Entscheidung für Euch und setzt sie um, für Eure Gesundheit und für die Umwelt und das Klima.