Firmenwagen vs. Geld (mit eigenem Fahrzeug)
Ein Firmenwagen ist auf den ersten Blick etwas feines. Aber ist dem auch so?
Es muss jeder für sich entscheiden. Auch sollte man einige Nebenaspekte betrachten, die die Entscheidung ggf. einfacher machen.
Was gilt für Dienstwagen grundsätzlich?
- Der Arbeitgeber gibt meist die auswählbaren Marken / Fahrzeuge und den Fahrzeugpreis (oder die Leasingrate) vor.
- Im Leasing sind sämtliche Fahrzeugkosten wie Versicherung, Inspektion, …. enthalten
- Der Arbeitgeber gibt vor, wer außer dem Angestellten das Fahrzeug noch fahren darf (meist der Partner) und auch in welche Länder man damit reisen kann.
- Pauschale Versteuerung des Fahrzeug-Listenpreis ist ein MUSS
- 1,0% bei Verbrennerfahrzeugen
- 0,5% bei Elektrofahrzeugen und Hybriden.
- Entfernungspausche (einfacher kürzester Weg zwischen Heimat und Büro) mit 0,03% versteuern (entfällt bei Telearbeitsvertrag, da hier das Arbeitszimmer zu Hause das Büro ist)
Kling nach einem Sorglospaket.
Was bedeutet das für meinen Nettolohn?
Schauen wir uns da mal für einen Skoda Superb 2.0TDI mit einem Listenpreis von 40.000€ und einem einfachen Arbeitsweg von 25km an.
Die pauschale Versteuerung beträgt hier 400€ (40.000€ * 1% = 400€), die individuelle Entfernungspauschale beträgt 300€ (40.000€ *25km *0,03%).
Das bedeutet es müssen jeden Monat 700€ versteuert werden.
Im Klartext kommen die 700€ oben auf das Bruttogehalt drauf, werden versteuert und unten mit 700€ wieder abgezogen. Es wird also mit einem Firmenwagen definitiv das Nettogehalt reduziert. Aber dank des zu versteuernden Anteil, steigt Euer Bruttogehalt und somit auch Eure Beiträge zur Kranken- und Rentenversicherung, was Euch aber ggf. etwas höhere Rentenpunkte bringt.
Wieviel Netto Ihr dadurch weniger haben werdet, kann man mit der „WISO Gehalt“ App aus dem Google Play-Store oder Apple App Store schnell selber ausrechnen.
Bei einem Beispielgehalt von 4500€ brutto bei Steuerklasse 1 und in Hamburg wären das dann ~340€ weniger Netto.
Was kostet ein privates Fahrzeug an Unterhalt (Versicherung, Treibstoff, Inspektion, Reparatur, …) meist mehr, muss aber nicht.
Über die Zeit betrachtet
Seit 2000 habe ich Firmenwagen als geldlichen Bestandteil meines Gehaltes gehabt. Lasse ich den ersten Wagen (Ford Focus Ghia Turnier) mal weg, sind die die Fahrzeugpreise bei vergleichbaren Fahrzeugen stark gestiegen. Von 2003 bis 2020 bin ich einen Skoda Superb gefahren, immer vergleichbare Ausstattung, der Fahrzeug Neupreis ist aber von 33.000€ in 2003 auf zuletzt 47.600€ in 2017 gestiegen. Auch mein Skoda Kodiaq von 2020 bis 2024 lag 2020 bei 47.600€ Fahrzeuglistenpreis. Das bedeutet ich musste 2003 (nach obigem Beispiel) 577€ versteuern und 2024 schon 833€, das sind 44% mehr. Bedeutet, wenn die Autos teurer werden, steigen meine Nettoabzüge auch.
Wenn aber nun parallel das Gehalt nicht in dieser Höhe steigt, zusätzlich noch die Beiträge der Krankenkasse und Pflegeversicherung steigen, dann sinkt das reale Nettogehalt auf dem Konto stärker.
Vorteile des Firmenwagen
Aber ich muss mir kein Auto kaufen, muss es nicht bezahlen oder finanzieren, zahle keinen Unterhalt, ……. Klingt noch immer positiv.
In den Jahren 2000 bis ~2012 bin ich im Durchschnitt 50.000km pro Jahr gefahren. Hätte ich dafür einen Privatfahrzeug genommen, wäre das nach 6 Jahren und mit 300.000km auf dem Tacho fast wertlos gewesen. Ich hätte (bei gleichem Standard) also locker über 30.000€ vernichtet. Da ist der Firmenwagen dann doch günstiger.
Aber dann kam nach und nach das Home-Office und Corona hat dann 2020 das 100% Home-Office gebracht. Mein letzter Firmenwagen hatte nach 4 Jahren 50.000km auf dem Tacho und davon waren noch 10.000km aus Urlauben. Bei der Fahrleistung von ~12.500km pro Jahr würde ein Privatwagen ja locker 20 Jahre halten. Da muss man dann doch mal nachrechnen.
Welche Nachteile habe ich
Nachteile gibt es auf den ersten Blick wenige, diese liegen meist im verborgenen und zeigen sich später….
Schadensfreiheitsrabatt
Wer einen Firmenwagen fährt, der ist nicht selber versichert und kann sich somit keinen Schadensfreiheitsrabatt (SF-Stufen) „erarbeiten“.
Bedeutet: Wenn ich erstmalig ein Fahrzeug selber versichere, lande ich in der Einstufung bei SF0, oder auch 100% in der Haftpflicht und 65% in der Vollkasko.
Wo ist der finanzielle Unterschied? Rechnen wir das mal für heute 2025 am Beispiel eines 150PS Golf VIII Hybrid und Hamburg durch.
Mit SF0, also ohne Versicherungshistorie, kostet die Versicherung in Teilkaso (TK) und Haftpflicht (HPF) 808€ und mit Vollkasko (VK) 1425€.
Rechne ich das mit 20 Jahre unfallfreies Fahren, also SF20 liege ich bei TK+HPF bei 473€ und bei VK bei 711€.
Das sind jährliche Unterschiede von über 300€/700€.
Umwelt
Wir wollen Sie nicht außer acht lassen, die Umwelteinflüsse. Ich möchte hier jetzt nicht auf den gefahrenen Kilometern eingehen, aber in der Produktion fallen auch CO2 an und zwar ca. 7t CO2 pro Fahrzeug (12t bei E-Autos), welches produziert wird. Ja OK, ein anderer wird es weiter fahren und dann ist das CO2 ja schon in der Luft, …. Aber was nicht produziert wird, belastet die Umwelt nicht.
Nachteile bei Renteneintritt / Ende des Arbeitsverhältnisses
Wenn den Job kündige, dann bin ich von heute auf morgen das Fahrzeug los und stehe ohne Auto da. Der Neue Arbeitgeber wird meist erst nach der Probezeit ein Auto bestellen und bis das kommt…, bzw. bekommt man ggf. für die Übergangszeit einen Mietwagen gestellt.
Wenn ich mal in Rente gehe, dann stehe ich ohne Auto da und muss ggf. eines kaufen (wenn ich eines benötige). Wenn ich da vorab nichts gespart hatte, muss ich (Erhaltung des Standards) aber ~40.000€ ausgeben.
Fazit
Sollte man viel beruflich unterwegs sein, lohnt sich ein Firmenwagen in den meisten Fällen. Ich würde sagen ab einer Fahrleistung über 25.000km pro Jahr ist der Firmenwagen im Vorteil.
Fahre ich weniger, sollte man überlegen ob eine Gehaltsanpassung in Höhe der Leasingrate nicht sinnvoller wäre. Aus obigem Beispiel liegt die Full-Service-Leasingrate meist bei ~570€, gibt der Chef diese als Bruttolohn statt Firmenwagen, erhöht sich mein Netto bei 4500€ Bruttolohn um ~310€.
Bedeutet mit Firmenwagen habe ich 640€ weniger Netto auf dem Konto, als wenn ich das Geld Brutto bekommen würde.
640€*12 Monate sind 7.680€ im Jahr, davon kann man einen schicken Golf VIII Hybrid auch über knapp 6 Jahre finanzieren und hat dann aber noch immer ein Eigenkapital in Form des Fahrzeugs.
Musterrechnung
Bruttogehalt 4.500€/Monat mit Steuerklasse 1 in Hamburg, kein Firmenwagen, macht Netto ca. 2.870€ auf dem Konto
Firmenwagen
Gehen wir mal davon aus, das ein Firmenwagen zu einem Fahrzeuglistenpreis von 40.000€ und einer Full-Leasingrate von knapp 600€/Monat angeschafft wird.
Weiterhin gehen wir von einer Jahresfahrleistung von 15.000km aus (Fahrten ins Büro, den Urlaub, Einkäufe, zur Verwandschaft, …) keine (nennenswerten) Dienstfahrten. Der Chef zahlt den Sprit.
Nettolohndifferenz zu keinem Firmenwagen = -340€ (2.530€/Netto)
Gehaltsersatzleistung
Jetzt wird uns die Leasingrate auf das Bruttogehalt (statt dem Firmenwagen) ausgezahlt, macht hier (4.500€ plus 600€) dann 5.100€ Bruttogehalt. Auf dem Konto stehen am Monatsende 3.175€/Netto, also +305€ zu dem Bruttogehalt von 4500€.
Ihr steht ja vor der Wahl Firmenwagen oder Geld, also ist die echte Nettolohn-Differenz dann 645€. Das sind im Jahr 7.740€. Das sind in der typischen KFZ-Finanzierungszeit von 6 Jahren dann 46.440€.
Dafür bekommt Ihr einen VW Golf Hybrid mit 150PS inklusive Überführung, Zulassung und Zinsen finanziert. Wenn Ihr den Kaufpreis noch etwas im Preis verhandelt, ist auch weniger nötig.
Nach der Finanzierungsphase gehört das Auto Euch, ist noch nicht alt und Eure kosten sinken auf Wartung, Sprit und Versicherung.
Die Versicherung kostet (je nach Schadensfreiheitsklasse) zB. 1000€ pro Jahr, Euere Wartung kostet nochmal 500€. Der Verbrauch des Wagens liegt bei 6l/100km Diesel. Bei 15.000km sind das dann (15.000km *6l /100km) 900l Diesel. Bei einem Preis von 1,55€ pro Liter sind das 1.395€ pro Jahr. In Summe also unter 3.000€. Haltet Ihr den Wagen In Summe 10 Jahre, dann habt Ihr folgende Kosten:
- 30.000€ für Diesel, Versicherung, Wartung
- 40.000€ für das Fahrzeug
- 6.000€ für Zinsen (bei ~4% und 72 Monaten Laufzeit)
In Summe also 76.000€ für 10 Jahre, das macht pro Jahr 7.600€, oder pro Monat 633,33€.
Also im Schnitt genau das was Ihr bei der Wahl „Geld statt Firmenwagen“ mehr habt. Das Auto und der Sprit, die Versicherung, … wird also alleinig über die Differenz gezahlt.
Und zu guter Letzt habt Ihr nach 10 Jahren ein Auto das Ihr (je nach km-Stand und Zustand, Pflege, …) noch für 14.000€ bis 20.000€ verkaufen könnt.
Damit wäre Eurer nächster Wagen schon mal zu gut 40% angezahlt und die nächste Finanzierung läuft nur noch über 4 Jahre, es bleibt dann noch mehr über, ……
Nachteil hier: Ihr fahrt nicht alle 3 Jahre das neueste Modell. Aber Schein ist nicht alles…und der Umwelt tut das auch gut.
Und startet Ihr nicht mit einem Neuwagen, sondern mit einem 3 Jahre alten Firmen-Leasing-Rückläufer für ~25.000€, dann braucht Ihr nur knapp 30.000€ Kapital und seid nach 4,5 Jahren Finanzierung durch. Dann kosten Euch 10 Jahre nur 61.000€ und Ihr habt neben dem Restwert des Autos noch 15.000€ gespart (wenn Ihr das nicht ausgebt).
PS: Für Dienstfahrten bekommt Ihr bei der Einkommensteuererklärung (falls der Chef hier nicht etwas km-Geld Zulage gibt) auch was wieder.